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Homöopathie Mittelbild

Verzeihen mit homöopathischer Unterstützung

Ich verzeihe Dir! Oder mir?

Wenn Verzeihen doch immer so einfach wäre!

Schon als ich vor vielen Jahren während meiner homöopathischen Ausbildung Nitricum acidum kennengelernt habe, hat mich sein Mittelbild fasziniert. Und seit Langem möchte ich etwas darüber schreiben. Das zentrale Element seines Mittelbilds betrifft nämlich uns alle: das Verzeihen.

Was ist Nitricum acidum?

Nitricum acidum ist ein homöopathisches Mittel, das aus der Salpetersäure gewonnen wird (HNO3).

Salpetersäure ist eine zerstörerische Substanz. Haut, Schleimhäute bis tief in die Knochen und innere Organe können durch sie leicht zerstört werden.

Hauptwirkungsbereiche

Die Haut und Schleimhaut, besonders im Übergang von Haut zu Schleimhaut; die Oberfläche von inneren Organen.

Es wird häufig bei Hautgeschwüren und -entzündungen eingesetzt, besonders an den Übergängen von Haut zu Schleimhaut.

Zu welchen Menschen Typen passt es gut?

Nitricum acidum passt gut zu Menschen, die schnell gekränkt und nachtragend sind. Menschen, die schnell verärgert oder wütend werden, aber auch mit sich selbst unzufrieden sind.

Worum geht es bei Nitricum acidum auf der psychischen Ebene?

Ganz grundsätzlich um Verzeihen. Allerdings sind es nicht immer die großen Dinge, die es zu verzeihen gibt. Wie zum Beispiel eine oft auch im Film gewählte Situation, dass der hoch betagte Vater, der irgendwo in einem abgelegenen Dorf in den Bergen lebt, selbst auf dem Sterbebett seinem Sohn oder Tochter nicht verzeiht, sich auf die Seite dreht und stirbt.

Was es zu verzeihen gab oder gibt, ist gar nicht so relevant. Oft sind es zumindest für den Außenstehenden, den Zuschauer auch mal Nichtigkeiten. Oft machen ja auch die ins Land gegangene Jahre eine zuerst große Unstimmigkeit irgendwann klein und unbedeutend. Aber eben nicht für den Nitricum-acidum-Typen.

Was sind homöopathische Mittelbilder?

In der Homöopathie spricht man von Mittelbildern. Diese beschreiben jeweils einen bestimmten Typus. Es werden der Charakter, Eigenheiten, Vorlieben und Abneigungen beschrieben. Und auch körperliche Problematiken, Krankheiten bzw. Symptome, die dieser Typus individuell empfindet.

Das nur kurz erklärt, um zu verstehen, was mit dem Typus grundsätzlich gemeint ist, wenn man von einem homöopathischen Mittel wie von einem Menschen spricht.

Man vergleicht nun sozusagen den Menschen-Typus mit den verschiedenen Mittelbildern. Das dieser Person in ihrem derzeitigen Zustand ähnlichste homöopathische Mittel bzw. Mittelbild kann diesem Menschen bei seiner jeweiligen Problematik aus der Sicht der Homöopathie am besten helfen (siehe: Hahnemann, Organon der Heilkunst, 6. Auflage, § 24).

Und so findet man bei dem Nitricum-acidum-Menschen die Eigenheit, dass es ihm schwer fällt zu verzeihen.

Meine Erfahrungen mit Nitricum acidum

Als ich dieses Mittel kennengelernt habe, war ich anfangs der Meinung, es gehe bei Nitricum acidum grundsätzlich um sehr schwierige Fälle, bei denen es zum kompletten Bruch zu einem Familienmitglied oder Menschen kommt. Aber diese Problematik kann nach meiner Ansicht in sehr unterschiedlich starken Ausprägungen vorkommen.

Es ist in diesem Kontext das Selbe, ob man einer Person etwas nachträgt oder ob man mit irgendeiner scheinbaren Kleinigkeit nicht zurecht kommt. Da Menschen sehr individuell sind , geht auch jeder anders damit um.

Wir Menschen bewerten

Und wir Menschen bewerten Dinge auch völlig unterschiedlich. Die Fähigkeit Dinge zu bewerten, zeichnet uns Menschen aber auch aus – im Negativen wie im Positiven. Und genau da liegt die Bewertung. Das macht auch das Mittel Nitricum acidum aus: dadurch, dass der Mensch an sich und Andere, Alles und Jeden im Alltag bewertet, kann aus meiner Sicht jeder Menschentyp täglich in eine Nitricum-acidum-Situation geraten, in der er ein Erlebnis schlecht annehmen kann und hadert.

Die zwei Seiten von Nitricum acidum

Worin sich Menschen in diesem Zusammenhang oft unterscheiden, ist der Aspekt, ob jemand einem anderen Menschen nicht verzeihen kann oder aber sich selbst. Dieser Unterschied ist Typsache: Es gibt Menschen, die eher sich selbst die Schuld geben und hadern, was sie selbst nun schon wieder getan oder nicht getan haben, und es gibt Menschen, die eher die Schuld bei anderen sehen und nicht abhaken können, was geschehen ist. Letztendlich geht es aber um das gleiche Problem.

Wie kann man mit Nitricum acidum behandeln?

Nun ist es natürlich nicht nötig, jede kleine oder auch größere “Verzeihensproblematik” homöopathisch zu behandeln und zu diesem Mittel zu greifen. Nitricum acidum ist ein Weg, wenn diese Thematik einen Menschen belastet und zwar egal wie groß oder klein sie für Außenstehende erscheint. Natürlich sind bei derartigen Schwierigkeiten häufig mindestens zwei Personen betroffen, wenn nicht sogar die ganze Familie und das über Generationen. Und es ist meiner Meinung nach auch immer nur möglich, sich oder sein eigenes Verhalten, seine eigene Einstellung zu ändern und nicht die anderen Menschen. Und trotzdem sind wir dieser Konstellation nicht hilflos ausgeliefert. Denn an sich selbst kann man ja arbeiten. Und wen jemand sagt, “ich würde ja gerne etwas ändern, aber ich schaffe es einfach nicht!”, dann sage ich oft zu meinen Patienten: “und genau das “Ich-kann-es-aber-nicht” soll sich mit der homöopathischen Behandlung auflösen.”

Sobald sich jemand entscheidet, etwas gegen seine Schwächen zu unternehmen, hat er ja bereits eine Absichtserklärung abgegeben, dass er etwas ändern möchte. Die Homöopathie kann nun helfen, die Dinge weg von der emotionalen Ebene aus einem umfassenderen Blickwinkel zu betrachten. Damit meine ich, dass ein Mensch die emotionalen Themen nicht mehr ausschließlich persönlich nimmt. Man gewinnt Abstand zu dieser Thematik. Je nachdem, wie ausgeprägt diese Belastung bei einem Menschen, bzw. seiner Familie ist, kann die Auflösung dieser Problematik dementsprechend lange dauern. Es ist ein Prozess, bei dem die Homöopathie und das Mittel Nitricum acidum unterstützen kann.

Bitte beachten Sie, dass die Wirksamkeit der beschriebenen Behandlungsmethoden durch die Allgemeinmedizin nicht anerkannt ist. Näheres dazu finden Sie hier.

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