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Warum ich Signal benutze – und wie das geht

Als Heilpraktikerin ist es mir wichtig, dass ich für bestimmte Patienten auch außerhalb meiner Sprechzeiten erreichbar bin. Deshalb habe ich ein “Praxis Handy”. Sie haben diesen Artikel also vermutlich aufgerufen, weil Sie wissen wollen: “Warum kein Whatsapp“? Oder: “Wie funktioniert das mit Signal?

Im Januar 2020 hat Signal aufgrund verschiedener Entwicklungen eine regelrechte Trendwelle erfahren, die viele Patienten davon überzeugt hat es zu nutzen. Vorher war es für mich teilweise sehr schwierig meine Patienten davon zu überzeugen.
An die Übrig-Gebliebenen richtet sich dieser Artikel.

Vielleicht Sie sind auch Heilpraktiker/ Arzt und stellen sich wie ich die Frage, welcher Messenger für Kommunikation mit Ihren Patienten infrage kommt.

Warum Patienten mich erreichen müssen

Mit einem homöopathischen Arzneimittel setzt man im Körper des Patienten einen Prozess in Gang, der idealerweise zur Heilung der Beschwerden führt. Gerade Patienten, die neu mit der Homöopathie in Berührung kommen, berichten mir oft mit Erstaunen, mit welcher “Wucht” die erwünschten Ergebnisse eingetreten sind.

Homöopathische Arzneien werden nach dem Ähnlichkeitsprinzip ausgesucht. Ziel ist es dabei, den Körper zu einer Gegenregulation zu bewegen, die auch die Krankheitssymptome bekämpfen.

Gerade bei neuen Patienten oder einem neuen Mittel finde ich es wichtig, dass ich für kurze Rückfragen zur Verfügung stehe.

Warum kein Whatsapp?

Auch ich nutze privat den Messenger, den alle benutzen.

Und Whatsapp klingt zunächst auch nach einer guten Idee: Er ist weit verbreitet und muss fast niemandem mehr erklärt werden. Es ist eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung eingebaut, die Vertraulichkeit der Kommunikation verspricht.

Das Geschäftsmodell …

Die Facebook, Inc. ist Eigentümerin von WhatsApp und stellt die App seinen Nutzern kostenlos zur Verfügung, obwohl sie dafür 19 Milliarden US-Dollar bezahlt hat.

Man kann daher darauf spekulieren, dass Facebook diesen Dienst nicht aus uneigennützigen Motiven erworben hat, sondern WhatsApp ein Teil von Facebooks Nutzerdaten-basierten Geschäftsmodell sein soll.

Auch dann, wenn WhatsApp die Inhalte der Kommunikation nicht kennt, kann es aus anderen Daten Informationen ableiten:

  • Wer hat wessen Nummern in seinem Telefonbuch?
  • Wann nutzt eine Person die App?
  • Mit wem kommuniziert er: wann, wie oft, …
  • Wann ist jemand aktiv/ nicht aktiv.

Das ist das Problem der

… Metadaten

Auch sie lassen sich monetarisieren. Für viele Geschäftsmodelle dieser Art kommt es nicht darauf an, dass daraus gezogene Schlüsse logisch richtig sind, sondern dass sich Aussagen auf Grundlage der (Meta-)Daten mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit treffen lassen.

Der Aufwand steigt mit Privatsphäre-Anforderungen

Ein wesentlicher Aspekt ist auch, dass die Nutzung einiger Apps mit steigendem Anspruch an die Privatsphäre meiner Patienten weniger praktisch zu nutzen sind.

Warum keine SMS?

Der Messenger-Problematik mag man entgegnen: Wenn das alles so kompliziert ist: Warum nicht einfach SMS benutzen?

Viele Messenger – auch WhatsApp – bieten einen großen Vorteil gegenüber der herkömmlichen SMS: Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.

Also nur weil moderne Messenger problematische Fragen mit sich bringen, heißt das noch lange nicht, dass die Antwort darauf die Steinzeit ist.

Warum kein anderer Privatsphäre-freundlicher Messenger?

Jemand, der einen versierten Überblick über verschiedene privatsphäre-orienterte Messenger hat, mag die Frage stellen: “Warum nicht Messenger XY?”

Für mich steht im Vordergrund, dass meine Patienten den Messenger auch benutzen werden. Das Zusammenspiel folgender Eigenschaften spricht aus meiner Sicht für Signal:

  • Der Austausch der kryptographischen Schlüssel ist nicht kompliziert, es genügt die Eingabe einer Handynummer. Alles Weitere passiert automatisch.
  • Die Verschlüsselung ist standardmäßig aktiv und muss nicht extra vom Patienten ausgewählt werden (was er dann meistens nicht täte).
  • Die Software hat sich schon lange bewährt (2010) und ist keine experimentelle Software mehr. Die Nutzerbasis hat in dieser Zeit eine relevante Größe und treue Nutzerbasis erreicht.
  • Der Quellcode der App wird von den Entwicklern veröffentlicht, sodass Jedermann mit Programmierkenntnissen sich von der Funktionsweise der Verschlüsselung überzeugen kann. Zudem erschwert es Kriminellen oder Regierungen Hintertüren in die Verschlüsselung einzubauen.
  • Die App wird unter einer freien Lizenz (GPL 3.0) veröffentlicht und ist für den Patienten nicht mit Kosten verbunden.
  • Da dahinter stehende Firma ist ein solide spendenfinanziertes Non-Profit-Unternehmen. Eine Aufweichung der strengen Datenschutzregeln oder eine feindliche Übernahme sind daher unwahrscheinlicher.

Weitere Argumente für Signal

Aus Sicht einer Heilpraktikerin sind zudem einige Funktionen hervorzuheben:

Verschlüsselte Telefonate

Auch wenn der klassische Festnetzanschluss noch für einige Zeit zur beruflichen Realität von Ärzten und Heilpraktikern gehört, wäre ich mit einer Patientenschaft, die Signal benutzt, auch in der Lage Anrufe Ende-zu-Ende-verschlüsselt anzubieten.

Verschwindende Nachrichten

So wichtig eine dringende Nachricht eines Patienten im jeweiligen Moment sein kann: Es oft nicht wichtig, dass sie anschließend auch für alle Ewigkeit gespeichert bleibt. (Alles Wichtige notiere ich sowieso in der papiergebundenen Patientenakte.) Deshalb stelle ich die Kommunikation dort gerne so ein, dass die Nachrichten nach einer Woche auf beiden Geräten gelöscht werden.

Verschlüsselte Videotelefonie

Die andauernde Pandemie hat gezeigt, dass bei vielen Verbrauchern der Wunsch besteht ihre Termine per Videotelefonie zu erledigen. Neuerdings kann man den Desktop-Client von Signal auch für Videoanrufe auf dem PC nutzen.

Wie bekomme ich nun Signal?

Signal lässt sich unter Android oder iOS nutzen. Eine erreichbare Telefonnummer ist erforderlich. Sie können die App für Ihr bevorzugtes Betriebssystem herunterladen:

(Die Desktop-Clients funktionieren nur in Kombination mit der Smartphone-App.)

Bitte beachten Sie, dass die Wirksamkeit der beschriebenen homöopathischen und naturheilkundlichen Behandlungsmethoden durch die Allgemeinmedizin nicht anerkannt sind. Soweit ich hier Aussagen über Datenschutz mache, sollen diese nicht als Rechtsberatung im Datenschutzrecht missverstanden werden.

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